Vom 10. bis 12. November fand die gemeinsame Tagung der Plattform Lehrentwicklung und der Gesellschaft für wissenschaftliches Schreiben (GewissS) statt. Das Thema, das Hochschul-, Schreibdidaktik und –wissenschaft miteinander verband, war forschendes Lernen, das im Rahmen der drei Tage aus unterschiedlichen Perspektiven betrachtet wurde. – Ein Bericht von Ilona Matusch
Am Mittwoch war „Forschendes Lernen – revisited. Lehrkonzepte, Strategien, Kompetenzen“ das Thema des vierten Netzwerktreffens der Plattform Lernentwicklung. Neben einer Keynote von Andrea Giraldo Sevilla zur Förderung von undergraduate research im digitalen Zeitalter wurde forschendes Lernen in drei Special Interest Groups aus unterschiedlichen Blickwinkeln diskutiert. So war forschendes Lernen in interdisziplinären Teams, in der Lehre und im Schreiben im Fokus der Auseinandersetzung dieses ersten Tages und Teilnehmende beschäftigten sich mit Lehrkonzepten, Strategien und Kompetenzen, um forschendes Lernen zu fördern.
Der Zusammenhang von Schreiben und forschendem Lernen zog sich in den folgenden zwei Tagen weiter: Im Rahmen des Transferforums, das von Hedda Zechner und Klara Dreo moderiert wurde, diskutierten die Teilnehmer:innen das Thema forschendes Lernen aus drei verschiedenen Perspektiven. „Was ist forschendes Lernen?“ brachte Aspekte wie Reflexion, Einsteigen in den wissenschaftlichen Diskurs, Schreiben als Tool, Klarheit für Texttraditionen und eine Zuführung zum Forschen an sich zutage. Bei der Frage „Welche Rolle spielen studentische Forschungsprojekte für die akademische Sozialisation?“ stellte sich heraus, dass forschendes Lernen nicht nur Studierende beeinflusst, sondern auch die Lehre und Betreuung an den Hochschulen. Sie fördern zudem einen Einstieg in die Forschung und stärkt Studierende dabei, in neue Rollen hinein zu finden und schafft mehr Möglichkeiten, selbst am wissenschaftlichen Diskurs teilzunehmen. Im Mittelpunkt der Frage (und Antworten) zu „Wie kann forschendes Lernen gefördert und strategisch verankert werden?“ standen der Peer-Austausch als besonders hervorzuheben. Weiters wurden Unterschiede zwischen Universitäten und anderen Hochschulen, unter anderem die verschiedenen Ressourcen, diskutiert.
Die Conclusio: Gemeinsam übers Schreiben zu reden tut gut und fördert die Kooperation zwischen den Akteur*innen des Feldes „Hochschule“. Die unterschiedlichen Perspektiven der Vertreter:innen verschiedener österreichischer Hochschulen, die sich im Transferforum getroffen haben, zeichnen ein buntes Bild, das doch einige Gemeinsamkeiten aufdeckt.
Vertieft wurde die Auseinandersetzung des Zusammenhangs von Schreiben und forschendem Lernen durch drei äußerst interessante Vorträge am Nachmittag, die kurzerhand dank der technischen Kompetenzen des Moderationsteams hybrid umgesetzt wurden. Online berichteten Franziska Gürtl und Lukas Georg Hartleb vom Schreibzentrum der Karl-Franzens-Universität in Graz über Herausforderungen beim kollaborativen Schreiben von Studierenden im Kontext forschenden Lernens. Der pfiffige Titel ihres Vortrags brachte es auf den Punkt: „[…] am Schluss ist es dann meistens wahrscheinlich ein Kompromiss“. Daniela Rothe vom ULB-Schreibzentrum der Universität Innsbruck referierte zum Thema „Schreiben von der Forschung her denken“. Sie bezog sich auf die Methodologie der Ethnografie und gab spannende Einblicke in die sozialwissenschaftliche Forschung und den Stellenwert, den das Schreiben beim Forschen einnehmen kann. Elisa Rauter von der AAU Klagenfurt war erneut online zugeschaltet und sprach über eine Studie, die sie und Karin Wetschanow an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt durchgeführt haben. Sie haben dargestellt, wie sie forschungsbasiertes Lernen einsetzen, um Theorien und Methoden der Schreibwissenschaft für Studierende greifbar zu machen.
Am Freitag trafen sich die Mitglieder der GewissS im neuen Student Space 2 im Neuen Institutsgebäude der Universität Wien. Wo früher Gulaschsuppen-Geruch die Nasen umwehte und Besteck-Geklapper die vorherrschende Geräuschkulisse für Austausch der Studierenden war, wird der Raum jetzt zum Lernen und Schreiben genutzt. Zudem gibt es hier eine Anlaufstelle für Studierende, um Fragen zum wissenschaftlichen Arbeiten zu stellen: den Peer-Point des CTL. Der Tag begann mit Treffen der anwesenden Special-Interest-Groups (SIG) und der Arbeitsgruppen (AG) der GewissS, bei denen aktuelle Themen diskutiert und die nächsten Entwicklungsschritte definiert wurden. Daran schloss der letzte Teil der Tagung an. Unter dem Motto „What’s up, GewissS?“ gaben Mitglieder der GewissS Einblick in aktuelle Projekte. Silke Schweiger, Christina Hollosi-Boiger, Teresa Baier und Katrin Miglar (Schreibzentrum der FH Wien der WKW) präsentierten den Massive Open Online Course (MOOC) „Asynchrones Lernen: MOOC – Wissenschaftliches Schreiben Schritt für Schritt“. Er präsentiert in vier Lektionen den Weg durch ein wissenschaftliches Schreibprojekt anhand von kurzen Lernvideos. Karin Wetschanow und Elisa Rauter (SchreibCenter, Alpen-Adria-Universität Klagenfurt) präsentierten hybrid erste Ergebnisse ihres Projektes „Forschungsbasiertes Lernen als Schlüssel zu Theorien und Methoden der Schreibwissenschaft“, das sie auch im Rahmen eines Vortrags vorgestellt hatten.Das Poster war aufgehängt, daneben stand Elisa Rauter online über eine Live-Zuschaltung auf BigBlueButton zur Verfügung, um Fragen zu beantworten. Frano Rismondo, Klara Dreo, Marcela Hubert, Brigitte Römmer-Nossek und Erika Unterpertinger (CTL, Universität Wien) präsentierten de „Was mach ich hier eigentlich?“ MOOC-Reihe. Im Rahmen des Projektes wurden vier MOOCs erstellt, die Studierende an den Transferphasen im Studium – der Studieneingangs- und –orientierungsphase, beim Schreiben der ersten wissenschaftlichen Arbeit, bei der Bachelorarbeit und im Master – erreichen und unterstützen sollen. Drei von ihnen sind seit Mitte September („Was mach ich hier eigentlich? Den Master meistern!“) und Mitte November („Was mach ich hier eigentlich? Die erste schriftliche Arbeit bestehen!“ und „Was mach ich hier eigentlich? Die Bachelorarbeit schaffen!“) auf der Kurs-Plattform iMoox verfügbar.
Die Tagung endete mit der Generalversammlung der GewissS.